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Neue Zeit - 20.04.2001 Jüdischer Western im Forum Stadtpark
PREMIERE VON "WEISMAN UND ROTGESICHT" VON GEORGE TABORI IM GRAZER FORUM STADTPARK. EIN PROJEKT DES "JüDISCHEN THEATERS AUSTRIA". Das "Jüdische Theater Austria" – ein erstes ständiges dieser Art in Westeuropa seit 1938 – ist 1999 unter seinem Leiter Warren Rosenzweig ausgezogen, "um der Intoleranz und dem Unverständnis" zwischen den Menschen entgegenzuwirken; jenem zwischen den Kulturen vordringlich. Wohl wissend, dass es, frei nach Tabori und manch anderem, ein langer Weg ist bis Santa Fé, startete dieses nun am Mittwoch im Grazer Forum Stadtpark – in Zusammenarbeit mit dessen Theater sowie in Kooperation mit dem Schauspielhaus – sein erstes Projekt; bedeutungsschwanger im Nirgend-Irgendwo, in der Wüste "schlechthin". Mit Menschen – lebensmüde der eine, verirrt die andern beiden -, die auf ihre nackte Existenz zurückgeworfen sind. Und wer nun glaubt, der mauschelnde Jude und der "Kupfergolem", der sich nicht entscheiden kann, "ob er rot, schwarz oder blau ist", starten nun gemeinsam, ergo stark, durch, kennt seine Mitmenschen und seinen George Tabori nicht, obgleich dieser – immer mehr wird es im Laufe des Spieles bewusst – beunruhigend Vertrautes zum Vorschein kommen lässt: In seinem "jüdischen Western" "Weisman und Rotgesicht", in dem er mit augenzwinkernder, rundumschlägiger Bissigkeit zeigt, wie schrecklich-schön-harmonisch gemeinsame Schüsse nach hinten losgehen können. Wie "begeisternd" das sein kann, führt – für alle (missverstandenen) Fälle – die mongolide Ruth, Weismans Tochter, als naiver Spiegel vor. Auch, was vielleicht doch anders sein könnte. Allein, da "selbst Gott sich Schnitzer erlaubt hat", sind die Fehlermöglichkeiten und Gefahren, kratzt man nur ein bisschen an der Oberfläche, gar viele; hinreißend leiderfahren wissen Erik Göller (Weismann) und C. C. Weinberger (Rotgesicht) davon zu berichten, in diesem monologischen Dialog in einem Atemzug und aus einem Guss: Wojtek Klemms Regie ist ebenso geradlinig wie die Protagonisten sie konzentriert, mit viel Bühnenpräsenz umzusetzen: Ob Nadja Brachvogel in ihrer diskret-intensiven Interpretation der mannigfachen Ge- und Behinderten. Oder Göller als Autostopper, als sich entkleidendes, schlechtes Gewissen oder auch "nur" als Gesicht-gewordenes Zuhören. Und: Die Musi spielt dazu, was heißen soll: Kurt Bauer begleitet fingerspitzenfühlig das Geschehen auf seiner Geige. Eines, das durchaus noch mehr Regieschärfe vertragen könnte. Eveline Koberg © Neue Zeit
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