WIEN. Warren Rosenzweig, künstlerischer Leiter des "Jüdischen Theater Austria", setzt sich seit Jahren für ein jüdisches Kulturzentrum im Nestroyhof, dem Gebäude des ehemaligen "jiddischen" Theaters in Leopoldstadt, ein. Nun fühlt er sich in seinen Bemühungen hintergangen. Der Miteigentümer des Nestroyhofs Martin Gabriel hatte erklärt, die Wiederbelebung des Nestroyhofs als Theater sei für ihn "ein Traum", hatte aber kein Wort über einen jüdischen Bezug verloren. Genau dies sei völlig inakzeptabel, meinte Rosenzweig am Mittwoch. Offenbar sei ein jüdisches Zentrum "unerwünscht". Den Nestroyhof dürfe man aber nicht von seiner jüdischen Geschichte trennen.
Der Nestroyhof wurde vom jüdischen Architekten Oscar Marmorek errichtet. 1940 wurde das Jugendstiljuwel in der Praterstraße zwangsarisiert. Der gut erhaltene Theatersaal kam vor sieben Jahren hinter den Paneelen und der Zwischendecke einer aufgelassenen Meinl-Filiale zum Vorschein.