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Der Standard - March 27, 2007 Gegen das Vergessen ankämpfen
SCHÜLERINNEN LUDEN ZUR FÜHRUNG DURCH DAS JÜDISCHE WIEN [English translation is forthcoming.]Wien - "Tikun Olam bedeutet ′Heilen′ und ′Zusammenfügen der Welt′. Ich weiß nicht, ob es wirklich wahr werden kann, aber es gibt Menschen, die es versuchen." So erklärt David Bunis, Produzent und Gründer des Jewish Repertory Theatre, das Motto des diesjährigen Festivals des internationalen Jüdischen Theaters, das von 18. bis 24. März in Wien stattfand. Als Rahmenprogramm luden drei Schülerinnen der HLMW9 Michelbeuern mit Ausbildungsschwerpunkt Kulturtouristik die Teilnehmer zu zwei Stadtführungen mit dem Titel "Jewish Vienna". Rund 40 Theaterschaffende nahmen die Gelegenheit wahr, um in einem vierstündigen Rundgang die Geschichte und Kultur des "Jüdischen Wien" vom Mittelalter bis in die Gegenwart zu erleben. Während der Arbeit an dem Projekt wurden die Schülerinnen auch mit Lücken in ihre eigenen Geschichtskenntnisse konfrontiert. "Es ist schade, dass die jüdische Geschichte an den Schulen nicht ausreichend unterrichtet wird. Dabei wäre die Wiener Geschichte ohne ihre jüdischen Wurzeln unvorstellbar", beschreibt Sonja Platzer (19). Die Schrecken der Vergangenheit sind vor allem im Bewusstsein der älteren jüdischen Theaterschaffenden noch immer präsent. "Es bleibt noch eine Menge mehr zu tun. Besonders in Europa, wo die Wunden mancher Menschen so tief sind. Für viele ist es etwas, worüber sie lieber nicht nachdenken, worüber sie nichts hören wollen", bedauert die Produzentin Evelyn Orbach bei der Führung. Gegen die Verdrängung wollte Projektkoordinator Franz Landsteiner, Lehrer an der HLMW9, mit diesem Projekt ankämpfen. "Heute wie damals geht es darum, das Tabu, das durch die anhaltende Verdrängung auf diesem Thema lastet, zu durchbrechen", erklärt er. Die Intention der "Jewish Vienna"-Tour sei es daher, "den Vertriebenen ihre Stadt während der Führungen wenigstens symbolisch wiederzugeben - sozusagen eine temporäre Restitution." - Romana Riegler © 2007 Der Standard
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