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Die Presse - Feb. 02, 2004 Im Nestroyhof soll wieder gespielt werden
DAS EHEMALIGE KULTURELLE ZENTRUM IN DER LEOPOLDSTADT KöNNTE WIEDERBELEBT WERDEN. [English translation is forthcoming.]WIEN. "Die Praterstraße soll wieder mit Leben erfüllt werden." Warren Rosenzweig, kultureller Leiter des "Jüdischen Theater Austria"", hat einen ehrgeizigen Plan: Er will den sogenannten Nestroyhof, der bis zu Schließung durch die Nationalsozialisten als Zentrum der jüdischen Kultur in Wien galt, wieder mit Theaterluft füllen (siehe Bild rechts). "Das ist eine einzigartige Chance, die kulturelle, jüdische Szene wiederzubeleben." In der Tat hat der Nestroyhof eine bewegte Geschichte hinter sich: 1898 vom jüdischen Architekten Oskar Marmorek erbaut wurde 1905 im "Trianon-Theater" Frank Wedekinds "Die Büchse der Pandora" uraufgeführt. Der Nestroyhof wurde Herberge für Kabarett, Sprechtheater und Musikaufführungen – bis ihn die Nazis 1938 schlossen. Später wurde er zu einem Kino, ehe in den geschichtsträchtigen Räumen ein Supermarkt entstand. ... Bald soll der nun leere Theatersaal unter Denkmalschutz stehen, um weiter Zerstörung zu verhindern. "Nicht nur tote Kultur"Rosenzweig könnte freilich an einer "Kleinigkeit" scheitern – dem Geld: So sei die Stadt Wien nicht einmal bereit, eine Studie zu finanzieren, die die Möglichkeiten für eine künftige Theaternutzung untersucht. Von der Republik erhofft er sich Unterstützung: "Es wäre sinnvoll, wenn der Staat nicht nur in tote jüdische Kultur investieren würde, sondern auch in die lebendige." Ein versprochenes Treffen mit Bundespräsident Thomas Klestil sei jedoch abgesagt worden. Das "Jüdische Theater Austria" verfüge als Verein, der hauptsächlich Gastspiele organisiert, nur über begrenzte Mittel: "Aber wir reden hier bei diesem Projekt nicht über Millionen sondern über zehntausende Euro." Im Büro von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SP) ist man trotzdem skeptisch: Man empfiehlt Rosenzweig, 2005 um Theaterförderung anzusuchen. Sonderförderungen, um den Saal aufzubauen und auszustatten, schließt man aus. Nachsatz: "Es gibt in Wien schon viele Theater." Unklar ist, ob die Besitzer überhaupt einer Theaternutzung zustimmen: "Die haben Bedenken, die aber nicht antisemitischer Natur sind. Es geht um Lärm und Parkplätze", sagt Rosenzweig. Christian Mayr 2004 © Die Presse
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